Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung
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Visionen der gerechten Gesellschaft (Stand: Dezember 2009)
Unter dem Titel
Staat, Nation,
Gesellschaft erforschte das DISS in Kooperation mit dem Salomon Ludwig
Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität
Duisburg-Essen die jüdische Vision einer integrativen Gesellschaft in den
Debatten des 19. Jahrhunderts. Das vom Land NRW geförderte Projekt untersuchte
in einer Diskursanalyse exemplarisch Druckschriften des Zeitraums 1848-1871, die
jüdische Gesellschaftsentwürfe enthalten, aber auch Repliken im Rahmen des oft
judenfeindlichen öffentlichen Diskurses. Technische Basis war die
Digitalisierung im OCR-Verfahren (optical character recognition), die sich wegen
des meist in gebrochenen Schrifttypen vorliegenden Textmaterials als recht
anspruchsvoll erweist, mit innovativer Herangehensweise aber bereits erfolgreich
begonnen wurde.
Das Projekt und seine Ergebnisse bilden nunmehr die
Grundlage einer Neuedition wichtiger Werke aus diesem Diskurs unter dem Titel:
Deutsch-Jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts. Schriften zu Staat, Nation,
Gesellschaft. Die Reihe erscheint im Kölner Böhlau-Verlag und wird über mehrere
Jahre sozialethische Beiträge deutsch-jüdischer Autoren des 19. Jahrhunderts in
anspruchsvoller Form präsentieren.
Als Auftakt erschien soeben der wissenschaftliche Bericht
zur genannten Untersuchung unter dem Titel:
Michael Brocke, Margarete Jäger, Siegfried Jäger, Jobst Paul, Iris Tonks,
Visionen der gerechten
Gesellschaft. Der Diskurs der deutsch-jüdischen Publizistik im 19. Jahrhunderts.
Böhlau : Köln 2009
Mit dem zweiten Band soll die Edition im engeren Sinn
eröffnet werden. Es handelt sich um:
Elias Grünebaum, Die Sittenlehre des Judenthums andern Bekenntnissen gegenüber.
Nebst dem geschichtlichen Nachweise über Entstehung und Bedeutung des
Pharisaismus und dessen Verhältniß zum Stifter der christlichen Religion. Synoptische Edition der Ausgaben von 1867 und 1878, hrsg. von Carsten Wilke.
In Vorbereitung befindet sich darüber hinaus eine
Ausgabe von vier Werken
des Berliner Aufklärers und Querdenkers Saul Ascher (Herausgeberin ist
Renate Best, Reutlingen) sowie der erste Band einer
Anthologie zur jüdischen
Sozialethik (Herausgeber sind Michael Brocke und Jobst Paul). Über 30
deutsch-jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts sind darin mit Beiträgen zum Thema
Gotteserkenntnis und Menschenbild vertreten. Weitere Bände werden der
individuellen Pflichtenlehre, dem Thema Recht und Gerechtigkeit, dem
staatsbürgerlichen Ethos, sowie dem jüdischen Universalismus und Messianismus
gewidmet sein.
Seit Beginn des Editionsprojekts entsteht auch eine
Online-Publikation der Volltexte von publizistischen Werken, aber auch von
Quellen und Dokumenten, die im Zusammenhang der deutsch-jüdischen Geschichte
im 19. Jahrhundert stehen. Die Konstituierung der betreffenden Volltexte (aus
Fraktur) unterliegt denselben Qualitätsstandards wie für Texte, die in die
Print-Edition eingehen. Mehrere Hundert Texte sind bereits aus der Fraktur in
Antiqua übertragen und in einem ersten Korrekturgang durchgesehen worden. Sie
stehen damit für eine spätere Aufarbeitung zur Online-Publikation bereit. Alle
online publizierten Texte werden ins bibliographische System der Deutschen
Nationalbibliothek übernommen und sind danach weltweit abrufbar.
Ein besonderer Teil des Online-Programms ist die
Unparteiische Universal-Kirchenzeitung für die Geistlichkeit und die gebildete
Weltklasse des protestantischen, katholischen, und israelitischen Deutschlands
Bisher sind 42 der 104 Ausgaben als Volltexte online gestellt worden.
Kurzbeschreibung
Im Jahre 1837 sind 104 Ausgaben der Universal-Kirchenzeitung für die
Geistlichkeit und die gebildete Weltklasse des protestantischen, katholischen
und israelitischen Deutschland erschienen. Die Zeitung, herausgegeben von Julius
V. Hoenighaus, berichtete zweimal wöchentlich über "alles Wissenswerthe […] und
Interessante […] aus dem Gesamtgebiete des Religions- und Kirchenwesens" und
achtete dabei "auf eine gleichmäßige Repräsentation der verschiedenen
herrschenden Richtungen". "Unparteilichkeit und Gerechtigkeit für alle
religiösen Genossenschaften" war für die Redaktion das höchste Gebot. Der
theologische Teil bestand aus drei Abteilungen: einer protestantischen, eine
katholischen und einer israelitischen, die jeweils von einer eigenen "Special-Redaction"
geleitet wurden, "deren Glieder ausschließlich der betreffenden Confession"
angehörten. So sollten "durchaus gleichmäßig und unabhängig neben einander"
"Differenzen und verschiedene Ansichten in wissenschaftlicher Verhandlung zur
Sprache kommen". Auf jüdischer Seite schrieb eine ganze Reihe von Lehrern des
Frankfurter Philanthropins. Die Universal-Kirchenzeitung lieferte damals weithin
unbekannte religiöse und kirchliche Informationen aus Deutschland, Europa und
der Welt. Nach Ablauf nur eines Jahres wurde die Publikation von den Behörden
allerdings bereits untersagt. Die Wertschätzung, welche sie überall in
Deutschland fand, geht daraus hervor, dass sich in deutschen Bibliotheken
etliche sorgfältig gebundene Exemplare der Universal-Kirchenzeitung finden, in
denen alle Wochenausgaben der Zeitschrift gesammelt wurden.
In Kürze sollen zwei für die Geschichte der deutschen Juden
und für die historische Forschung bedeutsame Grundlagenwerke online gestellt
werden. Es handelt sich um
Christian Konrad Wilhelm von Dohm, Ueber die bürgerliche Verbesserung der Juden
(Band 1) Berlin und Stettin 1781
Christian Konrad Wilhelm von Dohm, Ueber die bürgerliche Verbesserung der Juden
(Band 2) Berlin und Stettin: 1783
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Vorstellung des Projekts in spanischer Sprache
Asunto: Edición Autores alemán-judíos del
siglo XIX. Escritos sobre estado, nación, sociedad
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