Was wollten die eigentlich?

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Während die Medien den Streik von 1997 der Studierenden auf die Parole "Mehr Bücher bitte" reduzierten, debattierten die Studierenden in Vollsammlungen über sehr viel weiter gehende Forderungen: vom Protest gegen Sparmaßnahmen bis zum Gegen-Modell einer selbstbestimmten "Bildung für alle". Ein dokumentarischer Überblick von Thomas Ernst, erschienen in DISS-Journal 2 (1998)  in ihren resolutionen und forderungskatalogen gingen die studierenden zunächst auf die aktuellen entwicklungen ein. so wandten sie sich gegen die beschlossenen sparmassnahmen und forderten ihre sofortige rücknahme (z.b. sollen an der FU berlin die zahl der professuren von ca. 600 auf 360 gesenkt und ganze fachbereiche geschlossen werden). ausserdem lehnten sie die vorgelegte vierte novelle des HRGs ab. stattdessen forderten die studierenden das verbot sämtlicher formen von studiengebühren sowie von regelstudienzeiten, zwangsberatungen und -exmatrikulationen. ausserdem wandten sie sich gegen die einführung des (wirtschaftlichen)…

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Mit einem Mythos geschlagen

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Der Streik der Studierenden vom Wintersemester 97 wurde in den Medien penetrant und ausdauernd mit "1968" verglichen - ein nostalgisches und politisch prekäres Denkmodell mit geradezu fatalen Folgen. Eine Streik-Analyse von Joannah Caborn und Semra Çelik, erschienen im DISS-Journal 2 (1998) "Die Studierenden wollen ein bißchen komfortabler studieren, aber sonst nichts verändern. Wir wollten die Weltrevolution!" Renate Zimmermann-Eisel, 1968 AStA-Vorsitzende der Uni Bochum, spricht zum AStA-Vorsitzenden der Uni-Essen von 1997. Die WAZ (11.12.97) inszenierte das Streitgespräch und brachte im Titel das Urteil der 68erin auf den Punkt: "Wir waren politischer". Solche Bemerkungen von selbst-stilisierten Alt-68ern kamen im "Heißen Herbst" von 1997 in fast jedem Medienbeitrag zum Studierendenstreik vor. Einige der damaligen Revoluzzer haben beim gegebenen Anlaß die Möglichkeit ergriffen, ihre eigene mythosbehauchte Jugend wieder ins Rampenlicht zu rücken und sich mit Genuß zu…

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Der Euro und die DVU

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Von Helmut Kellershohn, erschienen in DISS-Journal 2 (1998) Das Brüsseler Treffen der EU-Regierungschefs am ersten Maiwochenende brachte zwar nicht den erhofften symbolischen Glanz für Helmut Kohl, dennoch war das Zentralorgan des bundesdeutschen Kapitals, die FAZ, leidlich zufrieden. Ihr Kommentator Peter Hort schrieb mit dem Blick für das Wesentliche: "Schon im Maastrichter Vertrag gelang es Kohl und Waigel, das künftige Geld und die Notenbank nach deutschem Vorbild zu prägen. Alle weiteren Vorbereitungen ließen stärker als erwartet die deutsche Handschrift erkennen: Die Bank wurde in Frankfurt angesiedelt, die neue Währung `Euro' statt `Ecu' getauft, Waigel hat gegen den Widerstand vor allem Frankreichs den Stabilitäts- und Wachstumspakt durchgesetzt. Damit haben die Deutschen den Franzosen die Kontrolle über das Entstehen der neuen Währung mehr und mehr aus der Hand genommen." "Wir" Deutsche dürfen also zufrieden sein, oder?…

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Doppelte Lottchen wie du und ich

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Wie das Klonen von Menschen in den Medien zur Normalität wird. Von Dorothee Obermann, erschienen in DISS-Journal 2 (1998) "Sie würden sie für eineiige Zwillinge halten", fuhr Jeannie fort, "und sie haben ja auch tatsächlich eine identische DNS, aber alle acht wurden von verschiedenen Müttern geboren! Ich beschäftige mich schon seit längerem mit Zwillingsforschung. Als ich bei meiner Arbeit auf Zwillinge stieß, die nicht die gleiche Mutter hatten, konnte ich mir zunächst überhaupt keinen Reim darauf machen. Ich ging der Sache nach und kam dann dieser schändlichen Geschichte auf die Spur." Eine Szene aus Ken Folletts Thriller "Der dritte Zwilling". Jeannie, eine Wissenschaftlerin, entlarvt darin eine Gentechnologiefirma, die Menschen klont. Was Follett noch als Science-fiction präsentiert, rückt näher: In den Medien wird die bisher noch ablehnende Haltung gegen das Klonen langsam aufgeweicht. Klonierte…

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Nie mehr arbeitslos!

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Von Ursula Kreft, erschienen in DISS-Journal 2 (1998) Was kein Politiker mehr zu sagen wagt, das verspricht der neue Bericht an den Club of Rome: Die Arbeitslosigkeit wird abgeschafft, radikal und vollständig, und zwar für alle Menschen von 18 bis - man höre und staune - 78 Jahren.   Unter dem Titel "Wie wir arbeiten werden" ist der Bericht, verfaßt von dem Ex-Manager Giarini und dem Ökonomen Liedtke, nun auf Deutsch erschienen. Club-Mitglied Ernst Ulrich von Weizsäcker lieferte ein begeistertes Vorwort, und die meisten Medien kommentierten positiv: Die Vorschläge seien visionär, aber machbar, eine sozialverträgliche Alternative zum ansonsten unvermeidbaren "amerikanischen Weg" zu Billiglöhnen und wachsender Armut. Vor allem das sogenannte "Drei-Schichten"-Modell, tatsächlich ein zentrales Element des Berichts, hat gute Chancen, sich in der Debatte zu etablieren - als geschickte Lösung, mit der man…

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Faschistoide Phantasmen

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Botho Strauß, Deutschlands meistgespielter Theaterautor der Gegenwart. Von Brigitta Huhnke, erschienen in DISS-Journal 1 (1998) In der Kultur kündigen restaurative Tendenzen schon lange vorher an, was viel später erst im politischen Diskurs mündet. Diese These des amerikanischen Politologen Murray Edelman belegt kein anderer so umfassend wie Botho Strauß, Deutschlands meistgespielter Theaterautor. Dieser begann das patriarchale Raunen nicht erst mit seinem Traktat "Anschwellender Bocksgesang". Schon seine frühen ästhetischen Stücke durchziehen misogyne und nationalistische Deutungsmuster. In Paare, Passanten (1981), seiner wohl erfolgreichsten Veröffentlichung, schaut der Strauß'sche Erzähler vom Podest des vereinzelten 'Genies', angewidert von der "plappernden" Masse. Die Feuilletonisten jubelten, die (deutsche) wissenschaftliche Literaturkritik schläft bis heute. In Paare, Passanten, dieser Ansammlung von Alltagsbeobachtungen, stiften immer wieder Frauen Männer zur Sinnlosigkeit an. Gleich am Anfang empört sich das alter ego des Autors über eine (namenlose)…

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‚Politische Kontrolle von Forschung?‘

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Von Jobst Paul, erschienen in DISS-Journal 1 (1998) ((Gekürzte Fassung eines Referats vom 21.2.97 beim Syposium 'Für wen forscht die Psychiatrie?', Berlin)) Stellen wir uns vor: Bei einer Institutseinweihung verkündet der Chef eines deutschen Forschungsverbands, dem jährlich fast 2 Milliarden DM Steuergelder zufließen, die Forschung werde künftig Artikel 1 des Grundgesetzes mißachten. Kein Fall für den Verfassungsschutz? - Dem DFG-Präsidenten Prof. Frühwald zumindest ist nichts passiert, als er zur Einweihung des Instituts für Wissenschaft und Ethik Anfang 1994 in Bonn den Artikel 1 des Grundgesetzes als 'Begründungsbrei' apostrophierte, den Konsens 'der Forschung' damit aufkündigte und so auch ein Vorzeichen für die Arbeit des eröffneten Instituts setzte. ((Manuskript eines Referats bei einem Symposium der Forschungsarbeitsgemeinschaft Bioethik in Nordrhein-Westfalen, Einweihung des Instituts für Wissenschaft und Ethik am 28. Januar 1994 in der Aula der Universität…

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Wir sind das Original

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Wie die Rechten die Hamburger Senatswahl beurteilen. Von Helmut Kellershohn, erschienen in DISS-Journal 1 (1998) Nach der Wahl in Hamburg hat angesichts der Ergebnisse auch im rechtsextremen Lager das Nachdenken über die weiteren Perspektiven begonnen. Die Republikaner hatten die Focussierung des Hamburger Wahlkampfs auf das Thema Innere Sicherheit mit zwiespältigen Gefühlen aufgenommen. Die Ansprache des Vorsitzenden Schlierer in der Septemberausgabe der Parteizeitung zeigt das Dilemma: "Jetzt übernehmen dieselben Politiker, die uns bislang als Extremisten diffamiert haben, kurz vor der Wahl die Forderungen der Republikaner. Um anschließend im alten Trott weiterzumachen." Schlierer pochte vergeblich gegenüber dem gewöhnlichen Extremismus der Mitte darauf, daß man doch alles schon früher gewußt habe und daher das Original sei, dem der Wähler bitte schön sein Vertrauen zu schenken habe. Nach dem Desaster (1,9%) wird die Parole "Wir sind das…

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„Ausländer und Deutsche gefährlich fremd“

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... meint der Spiegel. Von Siegfried Jäger, erschienen in DISS-Journal 1 (1998) Mit diesem Titel (vom 14.4.97) wollte DER SPIEGEL "Das Scheitern der multikulturellen Gesellschaft" verkünden. Doch er verkündet keine Wahrheiten, sondern trägt zum - offenbar gewünschten - Scheitern einer solchen durch eben diesen Titel bei. Folgt man der hier inszenierten bildlichen Logik, so besagt diese, daß die so harmlos einherkommende Beschäftigung mit dem Koran (unten links) zu Gewaltbereitschaft führe (s. die bewaffneten türkischen Jugendlichen unten rechts) und diese zur uns bedrohenden islamischen Revolution. Die islamische Marianne schwingt die türkische Fahne mit typisch weiblich-adernschwellendem Fanatismus und lauter Stimme. Was die Islamisten alles drauf haben, erzählt uns das (grüne) Band unten links: Die Mykonos-Affäre(!), die "den Terror aus Teheran" - wie es innen heißt - nach Deutschland getragen habe. Dieser Titel schürt Angst und…

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Tödliche Mahlzeit

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Warum die Dinosaurier ausgestorben sind. Von Ursula Kreft, erschienen in DISS-Journal 1 (1998) Hach, war das ein gemütliches Leben in der frühen Kreide: Colesterin war unbekannt, man aß, was einem schmeckte, stapfte lustig durch lauwarme Sümpfe und ahnte nicht, wozu gewisse Säuger mit Laptops fähig sind. 100 Millionen Jahre später ist das Image ruiniert. Nur Zehnjährige lieben Dinos, Erwachsene benutzen sie als abschreckendes Beispiel: Wer sich nicht anpaßt, stirbt aus. Von jeher hat die jeweilige Info-Elite die Dinosaurier ausgegrenzt und ihren Tod für Propaganda-Zwecke ausgeschlachtet, angefangen bei Noah, diesem nervtötenden Besserwisser, der alle, die ihm nicht paßten, elendig ersaufen ließ und sich nachher mit "Befehl von oben" herausredete. Als die Sintflut keinen Sünder mehr zur Beichte trieb, behauptete man, eine kleine Elite von intelligenten Säugern hätte alle Dino-Eier ausgeschlürft. Der Fortschritt triumphierte, und…

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