G8-Gipfel in Heiligendamm

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Zu den (De-)Eskalationen der Proteste. Von Regina Wamper. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) Die Nachbereitung des G8-Gipfels in Heiligendamm zeigt eines ganz deutlich: Die Eskalation der Proteste nach der Großdemonstration in Rostock wurde von der Polizeiführung massiv forciert. Deeskalationsstrategien der Demonstationsteilnehmerinnen, z.B. von der so genannten „Clowns Army“ wurden in der Öffentlichkeit allerdings kaum gewürdigt. Und auch die Zurücknahme von etlichen Pressemitteilungen der Polizei konnte nicht die mediale Aufmerksamkeit erzielen und die Bilder von gewalttätigen Ausschreitungen korrigieren. So musste die besondere Aufbauorganisation der Polizeidirektion Rostock KAVALA auf Nachfrage am 6. Juni zugeben, dass die Verletztenzahlen vom 2.6.2007 nicht stimmig waren, von 30 angegebenen schwer verletzten Polizistinnen blieben lediglich zwei stationär Behandelte übrig ((Vgl.: „Nur zwei Beamte stationär behandelt. Polizei hat Opferzahl weit übertrieben“,in: ngo-online. Internet – Zeitung für Deutschland, 6.6.2007.)) Die restlichen 403…

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Die unsichtbare Hand greift nach der Schule

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Schulreformen zwischen mehr Markt und mehr Chancengleichheit. Von Thomas Quehl. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) Der schiefe Turm soll gerichtet werden. Seit der Veröffentlichung der PISA-Ergebnisse sind Schule und Bildung in Deutschland wieder verstärkt zu einem umkämpften Terrain geworden. Jeder redet darüber, doch klingt es häufig eher wie auf einem großen Schulhof, auf dem laut durcheinander gerufen wird, und die Linien und Ziele der Debatten bleiben nicht selten unklar. Da geht es um Schulentwicklung und die Gestaltung des Unterrichts, um den Wirtschaftsstandort Deutschland, um die Strukturfrage des Schulsystems, um zentrale Leistungstests – und es geht um die Überwindung des in der Bundesrepublik besonders engen Zusammenhangs von sozialer und/oder ethnischer Herkunft und Schulerfolg. Zweifellos sind all diese Aspekte miteinander verwoben und der Bildungsföderalismus macht das umkämpfte Feld noch einmal unübersichtlicher. Doch gleichzeitig erscheinen die…

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Der Oldenburger Ansatz der KDA

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Warum sprachwissenschaftliche Analyse unverzichtbar ist. Diskursbegriff und Zielsetzungen des Oldenburger Ansatzes . Von Franz Januschek. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) ((Der im Folgenden dargestellte Oldenburger Ansatz einer Kritischen Diskursanalyse ähnelt in vielen Hinsichten dem Duisburger Ansatz der KDA, ist aber stärker sprachwissenschaftlich angelegt und stärker auf Einzeltexte orientiert. Für die Erweiterung und Präzisierung der „Werkzeugkiste“ Kritischer Diskursanalyse ist er u. E. sehr interessant. S.J.)) Kritische Diskursanalyse: wie die Philosophie zur Praxis wurde Kritische Diskursanalyse (KDA) beruft sich meistens auf Michel Foucault. Foucault analysierte Diskurse – allerdings nicht, weil ihm das moralisch oder politisch geboten erschien, sondern weil es für ihn die einzig verbleibende Möglichkeit zu philosophieren war. Denn Foucault war zuallererst Philosoph und er hatte sich natürlich mit Kant, Marx und den neueren philosophischen Ansätzen des 19. und 20. Jahrhunderts auseinander gesetzt. Auch…

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Diskursstrategien im Rechtspopulismus

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Eine Rezension von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 16 /2007) Oliver Geden analysiert in einer wissenssoziologisch orientierten diskursanalytischen Untersuchung, bei der er die Foucaultsche Diskurstheorie mit der Kapital- und Feldtheorie Pierre Bourdieus verschränkt, Deutungsangebote zweier rechtspopulistischer Parteien, nämlich der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) und der Schweizerischen Volkspartei (SVP) zu den Themen Einwanderung und Geschlecht/Familie. Dabei interessiert ihn insbesondere die (sehr unterschiedliche) Reaktion der beiden Parteien auf den Übergang von der Opposition zur eigenen Regierungsbeteiligung. Indem er die unterschiedlichen politischen Felder in Österreich und der Schweiz kontextualisiert, gelingt es ihm, diese unterschiedlichen Reaktionen: keinerlei Abstriche vom rechtspopulistischen Kurs bei der stabil bleibenden SVP, „Verhausschweinung“, Abstieg und Verlust der Wählergunst bei der FPÖ und Spaltung der Partei soziologisch zu erklären. Darüber hinaus gelingt es ihm, die Affinitäten der Deutungsangebote rechtspopulistischer Parteien und des common-sense- Wissens…

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Diskursanalyse(n) in Deutschland

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Ihre Entwicklung und gesellschaftliche Relevanz. Ein (unvollständiger) Überblick von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) Das kulturwissenschaftliche Interesse an der sich an Michel Foucault orientierenden Diskursanalyse boomt. Es gibt inzwischen wohl kaum eine wissenschaftliche Disziplin, die sich nicht auf die eine oder andere Spielart von Diskursanalyse im Anschluss an Foucault oder – seltener – auch an Derrida zu stützen versucht, wobei solche Versuche in der Regel oder doch oft mit dem Bemühen einhergehen, eigene theoretische und methodologische Konzepte zu entwerfen und anzuwenden. ((Das gilt insbesondere für die Geistes- und Sozialwissenschaften, zunehmend aber auch für die Naturwissenschaften.)) Im Ergebnis sehen wir zurzeit einen - natürlich unabgeschlossenen - Prozess vor uns, der in Deutschland Anfang der 80er Jahre etwas zaghaft begonnen hat, heute aber zu einem breiten Fluss unterschiedlichster Ansätze geführt hat, der sich…

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So mügelt man sich durch

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Oder: Ist Rassismus nur dann Rassismus, wenn Rechtsextreme Rassisten sind? Von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) Es muss mal wieder gesagt sein: Ob bei der Berichterstattung und Verlautbarungen von Politikern zu den Brandanschlägen, Verfolgungen, Pöbeleien und sonstigen rassistisch motivierten Aggressivitäten gegenüber Einwanderern in Hünxe, Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln, Solingen, Mügeln und weiteren tausenden derartiger Verbrechen, die Deutschland in den letzten Jahrzehnten heimgesucht haben, wurde kaum einmal von Rassismus gesprochen, wenn die Täter nicht eindeutig als Rechtsextremisten in Erscheinung traten. Das ist natürlich absoluter Unfug! Rassismus ist zwar auch ein (zentraler) Bestandteil rechtsextremer Ideologie, doch sein Auftreten ist keineswegs nur dann Rassismus, wenn er von Rechtsextremen ausgeübt wird. Rassismus kommt in allen Schichten der Bevölkerung vor, massenhaft! Ist Rostock schon vergessen, als der über Tage anhaltende Brandansturm gegen eine Asylbewerberinnenunterkunft von Tausenden biederer…

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Dynamische Grenzen

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Migrantische Strategien am Rande von Europa. Von Gerda Heck. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) ((Vgl. auch das Buch von Gerda Heck: ‚Illegale Einwanderung‘. Eine umkämpfte Konstruktion in Deutschland und den USA, edition DISS Band 17, Münster: Unrast))  „In Tanger verwandelt sich das Café Hafa im Winter in ein Observatorium der Träume und ihrer Folgen,“ schreibt der marokkanisch-französische Autor Tahar Ben Jelloun zu Beginn seines Romans „Verlassen“. Vom Café Hafa aus kann man mit Einbruch der Dunkelheit die Lichter des auf der anderen Seite der Meerenge liegenden Tarifa in Spanien sehen. Nur einen Katzensprung entfernt scheint an diesem Ort Europa von Afrika zu sein; gleichzeitig unendlich weit. 14 Kilometer trennen Afrika und Europa hier voneinander. Mit seiner besonderen geografischen Lage ist Marokko ein politisches und wirtschaftliches Bindeglied zwischen Afrika und Europa. Das traditionelle Auswanderungsland…

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Das migrationspolitische Laboratorium

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Das Projekt: TRANSIT MIGRATION. Von Serhat Karakayali und Vassilis Tsianos. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) Mit dem Projekt TRANSIT MIGRATION haben wir in zweijähriger Feldforschungsarbeit eine kaum erforschte Migrationslandschaft untersucht: die südöstliche Peripherie, den anderen „Rand“ Europas. Migrantinnen haben dort in den letzten zwei Jahrzehnten neue Migrationsrouten etabliert und dadurch ehemalige Anwerbeländer der Gastarbeitsmigration wie die Türkei, Griechenland und das ehemalige Jugoslawien ins Visier supranationaler Apparate der Migrationskontrolle gerückt. Unsere Forschungen auf EU-Ebene und zur regionalen Praxis haben eine „Kunst, Migration zu regieren“ aufgefunden, einen neuen gouvernementalen Politikstil der Steuerung und Aktivierung. Diese neue Kunst, Migration zu regieren, zeichnet sich unter anderem durch die gestiegene Bedeutung aus, die den medialen Diskursen und der visuellen Kultur als gewichtiges Kampfterrain zukommt. Südosteuropa ist nicht nur Konfliktzone, sondern auch migrationspolitisches Laboratorium. Transnationalismus Theoretischer und forschungspolitischer Ausgangspunkt…

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Subtile Debatten

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Moscheen in Deutschland. Von Dirk Halm. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) Der Neubau von repräsentativen Moscheen ist immer wieder Anlass für symbolfixierte Auseinandersetzungen um die Integration des Islams in Deutschland, die in der Regel kaum einen Verständigungsbeitrag zu leisten vermögen. Bundesweite Aufmerksamkeit zieht momentan die DITIB-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld auf sich, aber auch Bürgerproteste gegen Moscheebauten in München- Sendling und Berlin-Heinersdorf sorgten ungefähr zur selben Zeit für überregionale Aufmerksamkeit. Bisher ist aber zu konstatieren, dass in der Vergangenheit das Sichtbarwerden der Muslime im öffentlichen Raum unter vergleichbaren Protesten deutscher Bürger begannen - so etwa in Duisburg-Hochfeld 1997 - man aber in der Zwischenzeit in der Regel zumindest zu einem konfliktfreien, oft auch zu einem fruchtbaren Zusammenleben in gegenseitigem Austausch gefunden hat. Auffällig ist am Fall Köln-Ehrenfeld wie bei der Auseinandersetzung um den Muezzin-Ruf in…

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Ein ganz normaler Tag in Neukölln

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Von Semra Çelik. Erschienen in DISS-Journal 15 (2007) Das Besondere liegt im Detail – wie wahr. Die Besonderheit des jetzigen Moments ergibt sich dann auch für mich aus folgenden kleinen Details: Heute ist ein warmer Oktobertag, morgen ist Samstag, vor mir duftet ein frisch zubereiteter Latte-Macchiato, das Bio-Croissant sieht vorzüglich aus und die Leute um mich herum scheinen gut gelaunt. Wir alle genießen gemeinsam den Spätsommer in meiner französischen Stamm-Bäckerei in Berlin-Neukölln. Der Sommer verlief dieses Jahr in Berlin sehr heiß, aus meteorologischer, sportlicher und politischer Sicht. Letzteres ist heute und hier in dieser Ecke von Neukölln so gar kein Thema, obwohl sich nur 500 Meter südöstlich ein Ort befindet, von dem eine kleine Lawine im medio-politischen Diskurs ins Rollen gebracht wurde. Der Hilferuf aus der Rütli-Schule Anfang des Jahres brachte altbekannte Schlagwörter…

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