Sind die Menschenrechte eurozentrisch?

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Eine Rezension von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 34 (2017) Steven Jensen. The Making of International Human Rights: The 1960s, Decolonization, and the Reconstruction of Global Values. Cambridge: Cambridge University Press, 2016. 334 S. $99.99 (cloth), ISBN 978-1-107-11216-2. Zweifellos beginnt die moderne Geschichte der Menschenrechte – als Reaktion auf die Erfahrung der deutschen Nazi-Diktatur und des 2. Weltkriegs – mit der Universal Declaration of Human Rights vom 10. Dezember 1948. Als weitere Station gilt die Gründung ziviler Menschenrechtsorganisationen in den 1970er Jahren (Amnesty International erhielt 1977 den Friedensnobelpreis), aber auch der Helsinki-Vertrag (OSZE) von 1975. Die Entwicklung wird allerdings oft als westliche, oder sogar eurozentrische Erfolgsgeschichte gesehen – oder als doppelbödige Erzählung der Kolonisatoren kritisiert. Dieses Bild ist zumindest unvollständig, so das Argument von Steven Jensen in seinem The Making of International Human…

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Feministischer Anarchismus

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Eine Rezension von Jobst Paul ((Ich stütze mich hier auf die Rezension von Einav Rabinovitch-Fox (Case Western Reserve University), einsehbar unter https://www.h-net.)). Erschienen in DISS-Journal 34 (2017) Donna M. Kowal, Tongue of Fire: Emma Goldman, Public Womanhood, and the Sex Question. Albany: State University of New York Press, 2016. 222 pp. $75.00 (cloth), ISBN 978-1-4384-5973-8 Emma Goldmans (1869-1940) Leben und Werk ist seit langem ein Anlass für lebhafte Debatten. Sie wuchs als Kind jüdischer Eltern im litauischen Kowno auf, ging in Königsberg zur Schule und zog mit 13 Jahren mit ihrer Familie nach Sankt Petersburg. Als Fabrikarbeiterin rezipierte sie dort anarchistische Literatur und emigrierte mit 17 nach New York, wo sie sich der anarchistischen und der Arbeiterbewegung anschloss. Dennoch ist Donna M. Kowal’s Tongueof Fire: Emma Goldman, Public Womanhood, and the Sex Question nicht…

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Sklavenhandel: Eine Fallstudie

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Eine Rezension von Jobst Paul ((Ich referiere hier die wichtigsten Aspekte der Rezension von D. Andrew Johnson (Rice University, Houston, History Department), einsehbar unter http://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=46966.)). Erschienen in DISS-Journal 34 (2017) Sean M. Kelley, The Voyage of the Slave Ship Hare: A Journey into Captivity from Sierra Leone to South Carolina. Chapel Hill: University of North Carolina Press, 2016. 304 pp. $30.00 (cloth), ISBN 978-1-4696-2768-7 Sean M. Kelley (Universität Essex) hat mit The Voyage of the Slave Ship Hare: A Journey into Captivity from Sierra Leone to South Carolina eine Fallstudie versucht, die stofflich zwar mikro-historisch vorgeht. Mit Blick auf die Akteure, die Institutionen und die versklavten Bevölkerungen handelt es sich jedoch zugleich um eine Makro-Geschichte des Sklavenhandels zwischen dem amerikanischen und dem afrikanischen Kontinent zwischen dem 16ten und 19ten Jahrhundert geliefert. Kelley zeigt…

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„Imperiale Lebensweise“

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Eine Rezension von Wolfgang Kastrup. Erschienen in DISS-Journal 34 (2017) Das viel beachtete Buch von Ulrich Brand und Markus Wissen Imperiale Lebensweise trägt den Untertitel Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus. Damit wird klar, worum es den beiden Politikwissenschaftlern – Ulrich Brand lehrt an der Universität Wien, Markus Wissen an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin – geht: um eine Analyse der Zusammenhänge einer in westlichen Staaten von vielen Menschen geschätzten alltäglichen Lebensweise, basierend auf ungerechten Verhältnissen im globalen kapitalistischen Kontext. Inhaltlich ist der Band entlang von vier grundlegenden Aspekten unterteilt: Erstens geht es um „die Alltagspraxen sowie die ihnen zugrunde liegenden gesellschaftlichen und internationalen Kräfteverhältnisse, die Herrschaft über Mensch und Natur erzeugen und verstetigen.“ (13)Zweitens möchten sie erklären, weshalb in einer Zeit der sich zuspitzenden Krisen…

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Die Entstehung der sozialen Marktwirtschaft – detailliert rekonstruiert

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Eine Rezension von Anton Meier. Erschienen in DISS-Journal 34 (2017) Die Soziale Marktwirtschaft gilt allenthalben als eine Strategie, mit der im Nachkriegsdeutschland auf die damals vorhandene soziale Not reagiert wurde. Uwe Fuhrmann zeigt in seiner Analyse, dass diese Strategie keineswegs das Ergebnis einheitlicher Planung war, sondern vielmehr das Resultat eines politischen Ringens und heftiger Proteste innerhalb der Bevölkerung. Bisher wurde die Entstehung der Sozialen Marktwirtschaft und ihre Konflikthaftigkeit kaum historisch aufgearbeitet. Stattdessen dominiert das unreflektierte Bild von einer glorreichen wirtschaftspolitischen Weichenstellung durch Ludwig Erhardt. Die gewaltigen Widerstände und Auseinandersetzungen um jene Ausrichtung werden darin ausgeblendet. Uwe Fuhrmann will diese lückenhafte und undifferenzierte Erzählung mit einer gründlichen Analyse konfrontieren. In diesem Kontext soll die geschichtswissenschaftliche Behauptung eines „Vorhabens“ der Sozialen Marktwirtschaft widerlegt (231) und der Idealisierung ihres vermeintlich wichtigsten Protagonisten, Ludwig Erhardt, entgegengewirkt werden…

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„Schande über Dich, Europa!“ – „Shame on you, Europe!“

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Von Heiko Kauffmann, Erschienen in DISS-Journal 34 (2017) ((Erstveröffentlichung dieses Beitrags: Ostsee-Zeitung vom 6. September 2017.)) Europa bekämpft nicht die Schleuser und die Menschenrechtsverletzungen in Libyen, sondern vielmehr die Flüchtlinge und diejenigen, die sie vor dem Ertrinken retten. ((Die Aufschrift "Schande über Dich, Europa!" – "Shame on you, Europe!" trugen Banner, mit denen zivile Seenotretter auf der „Sea-Eye“ gegen die Ausdehnung der libyschen Hoheitsgewässer und die Sperrung zentraler Rettungsgebiete im Mittelmeer protestierten.)) Die EU rüstet Libyen mit Hunderten Millionen Euro auf, um sich die Flüchtlinge vom Hals zu schaffen: Geld für eine zwielichtige Küstenwache und eine schwache Regierung, die der verbrecherischen und gewalttätigen Milizen im Land und in den Flüchtlingslagern nicht Herr wird. Lager, in denen – auch nach Erkenntnissen des Auswärtigen Amtes – KZ-ähnliche Zustände herrschen; eine Kooperation mit schlimmsten Folgen für…

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Gedenkstättenfahrten als „Integrationshelfer“?

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Von Burak Yilmaz. Erschienen in DISS-Journal 34 (2017) Seit der verstärkten Fluchtbewegung nach Europa und Deutschland im Sommer 2015 bekomme ich als Gruppenleiter des Projektes „Junge Muslime in Auschwitz“ vermehrt E-Mails aus der Lehrerschaft im gesamten Bundesgebiet. Sie fragen nach einer möglichen Gedenkstättenfahrt mit ihren Schülerinnen und Schülern an. Im Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“ organisieren wir jährliche Auschwitzfahrten und bieten im Anschluss ein drei- bis sechsmonatiges Theaterprojekt an, um die Erlebnisse der Teilnehmenden zu verarbeiten. Ziel ist es, stigmatisierten Jugendlichen einen Schutzraum anzubieten, indem sie ihre Lebensgeschichte durch Biografiearbeit in einen gesellschaftlichen und historischen Zusammenhang bringen. So schilderte mir zuletzt eine Lehrerin, dass die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte ihre Schülerinnen und Schüler für gegenwärtigen Antisemitismus sensibilisieren würde. Ihre Schülerinnen und Schüler kämen kaum in Kontakt mit „Deutschen“ und „deutschen Gepflogenheiten“. Daher…

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Der „neue Führer“ spricht

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Anmerkungen zur Dresdner Rede Björn Höckes Von Helmut Kellershohn, Erschienen in DISS-Journal 34 (2017) Zu Beginn eine Erinnerung an den 8. Mai 1985: Der Bundestag war zu einer Gedenkveranstaltung zusammengekommen an diesem vierzigsten Jahrestag der deutschen Kapitulation 1945. Die Rede zu diesem Epocheneinschnitt hielt Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Es war zweifellos seine bedeutendste Rede. Der damalige israelische Botschafter Jitzak Ben-Ari sprach von einer „Sternstunde in der Geschichte der Bundesrepublik“. Dieser Rede entstammt die vielzitierte Sentenz: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ Der Bundespräsident bezog mit dieser Position klar Stellung zum Beispiel gegen die Rede Ludwig Erhards zwanzig Jahre zuvor, in der dieser den Befreiungscharakter des 8. Mai noch geleugnet hatte. Andererseits versicherte der Bundespräsident: „Niemand wird um dieser Befreiung…

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Der Kampf um die Intelligenz

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Anmerkungen zum neurechten Magazin CATO Von Helmut Kellershohn. Erschienen in DISS-Journal 34 (2017) Das neueste Produkt aus dem Hause Stein („Junge Freiheit“) liegt auf dem Tisch. Im September erschien erstmals die Zeitschrift CATO, die weiteren Ausgaben werden im zweimonatigen Rhythmus folgen. Das Projekt war schon lange angekündigt: Seit der Spaltung der Neuen Rechten, mit dem Austritt Karlheinz Weißmanns aus der Redaktion der Zeitschrift Sezession und seinem Abgang als wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Staatspolitik im April 2014, war es nur eine Frage der Zeit (und der Finanzierung), bis dieses neue Zeitschriftenprojekt auf den Markt kommen sollte. Man durfte gespannt sein, wie die Macher um Weißmann und ‚seinen’ Chefredakteur Andreas Lombard ihr Produkt im politischen Wettstreit positionieren würden, vor allem im Hinblick auf die Sezession, aber auch zum wachsenden Segment konservativer bis rechtslibertärer Organe…

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Englischsprachige Forschungsliteratur

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Ein Überblick von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 33 (2017) Angst und Enthaltsamkeit ((Ich referiere hier die wichtigsten Aspekte der Rezension von Hannah Dudley Shotwell (University of North Carolina, Greensboro), einsehbar unter https://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=47113.)) Wie schlägt sich der US-evangelikale Sexual-, Familien- und Männlichkeitsdiskurs im Hollywood-Film nieder? Dieser Frage geht Casey Ryan Kelly in Abstinence Cinema anhand einiger filmischer Fallstudien zum Thema ‚Enthaltsamkeit vor der Ehe‘ nach. Kelly untersucht dazu die Film-Adaptionen von Twilight (2009 - 2012), die Streifen The 40-Year-Old Virgin (2005), The Possession (2012), Taken (2008) sowie eine Reihe satirischer Annäherungen ans Thema. Sie alle vermarkten nicht nur ein publikumswirksames Thema, das in den USA seit etwa 2000 im Zusammenspiel der radikal-evangelikalen und der rechtsextremen Bewegung entfacht wurde. Die Filme stehen auch für verschiedene Varianten, der Forderung nach ‚Enthaltsamkeit vor der Ehe‘ einen progressiven Anstrich…

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