Peter Thiel – ein einflussreicher ›Außenseiter‹

Vom rechts-libertären Tech-Investor zum nationalistischen Polit-Influencer Von Guido Arnold Dieser Beitrag skizziert die beträchtliche Einflusssphäre und politische Ideenwelt des US-amerikanischen Tech-Investment-Stars Peter Thiel. Ein selbsternannter »Tech-Disruptor«, der eine unkonventionelle Transformation vom rechts-libertären Financier zum politisch entfesselten Neoreaktionär erkennen lässt. Um seine politische Ausrichtung zu erfassen, gilt es, ein komplexes und in Teilen widersprüchliches Knäuel aus solutionistischer Meritokratie, rechts-libertären, antistaatlichen und nationalistischen Weltsichten zu entwirren. Ein Geflecht, welches durchaus Ausblick auf ein New Normal rechter, erodierter Gerechtigkeitsvorstellungen bieten kann und eine besorgniserregende Anschlussfähigkeit einer Rechtsaußen-Ideologie an die liberale Meritokratie einer modernen Start-Up-Gesellschaft dokumentiert: Die erfolgreichsten Ideenträger und ›Macher‹, sollen ungebremst gesellschaftlich gestalten – zugunsten einer rechts-intellektuellen Elite, die sich für einen Kulturkampf gegen eine progressiv-liberale Demokratie wappnet. Dazu ist ein kurzer Exkurs zu den von Thiel mitinitiierten ›Privatstädten‹ hilfreich. Sie beschreiben exemplarisch die unternehmerisch-libertäre…

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Jobst Paul: Zwischen Utopie und Realpolitik. Leopold Stein’s Parlament der Volksgetränke (1862)

In der DISS Online-Bibliothek: Jobst Paul: Zwischen Utopie und Realpolitik. Leopold Stein’s Parlament der Volksgetränke (1862), PDF-Datei 1862 Leopold Stein:  Das Parlament der Volksgetränke - Transkript, PDF-Datei Auf den ersten Blick erscheint das gereimte Drama Das Parlament der Volksgetränke (1862) als skurrile Publikation des Frankfurter Rabbiners Leopold Stein. Auf den zweiten Blick jedoch, nämlich als Wettbewerbsbeitrag zum Abschlussbankett des Ersten Nationalschützenfests in Frankfurt am Main im Jahr 1862, erweist sich der Text als Schnittstelle unterschiedlichster zeitgeschichtlicher Diskurse und Problemlagen: Er führt hinein in die Kämpfe innerhalb der jüdischen Gemeinde in Frankfurt und hin zur Rolle jüdischer Frankfurter Persönlichkeiten bei der Anbahnung einer deutschen Freiheitsbewegung. Akteure der 48er Revolte und der Opposition im preußischen Parlament treten in Frankfurt auf, um eine gegen Preußen gerichtete Volksbewaffnung nach Schweizer Vorbild und dem politischen Beispiel Garibaldis in…

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Philosophische Aufarbeitung: Ethik und Ethiken im Nationalsozialismus

Konitzer, Werner/Bach, Johanna/Palme, David/Balzer, Jonas (Hg.) 2020 Vermeintliche Gründe. Ethik und Ethiken im Nationalsozialismus Frankfurt/M. und New York: Campus, 488 Seiten, 39,95 Euro. ISBN: 978-3-59351-031-6 Rezension von Stefan Vennmann Dass die Frage nach einer genuin nationalsozialistischen Moral und Ethik seit einigen Jahren ein umkämpftes Forschungsfeld bietet, zeigte meine im vorigen DISS-Journal erschienene Rezension zu Lothar Fritzes problematischem Buch Die Moral der Nationalsozialisten. Gegen die relativierenden Versuche dieses Buches bieten die im Folgenden vorgestellten Untersuchungen zu Vermeintlichen Gründe. Ethik und Ethiken des Nationalsozialismus eine andere, völlig abweichende Perspektive. Die Studie folgt den ebenfalls am Fritz Bauer Institut in Frankfurt/M. entstandenen Bänden zur Moralisierung des Rechts (2014) und ‚Arbeit‘, ‚Volk‘, ‚Gemeinschaft‘ (2016). Letzterer trägt mit Ethik und Ethiken des Nationalsozialismus sogar den identischen Untertitel der vorliegenden Studie. Diese ist kein klassischer Sammelband, sondern vereint neben…

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Liberale Traditionen und Faschismus

Ein israelischer Historiker thematisiert einen brisanten Zusammenhang Ishay Landa Der Lehrling und sein Meister Liberale Tradition und Faschismus. Berlin: Karl Dietz Verlag, 407 Seiten, 20 Euro ISBN: 978-3-320-02383-6 Rezension von Helmut Kellershohn Als Herbert Marcuse 1934 in der Zeitschrift für Sozialforschung seinen Artikel Der Kampf gegen den Liberalismus in der totalitären Staatsauffassung veröffentlichte, legte er seinen Ausführungen drei Überlegungen zugrunde. Erstens ging er von einer „Kontinuitätsthese“ (Heinz Gess) aus, der zufolge „die Wendung vom liberalistischen zum total-autoritären Staat sich auf dem Boden derselben Gesellschaftsordnung“ vollzogen habe und der Faschismus trotz heftigster Kritik am Liberalismus wesentliche Elemente der kapitalistischen Gesellschaftsordnung bejahe. „Der total autoritäre Staat“ verkörpere nur „die dem monopolistischen Stadium des Kapitalismus entsprechende Theorie und Organisation der Gesellschaft“. Zweitens beruhe diese ‚Theorie’ darauf, dass aus dem Weltbild des Liberalismus „entscheidende Momente aufgegriffen und…

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Die politische Theorie des Neoliberalismus

Thomas Biebricher: Die politische Theorie des Neoliberalismus Suhrkamp-Verlag, Frankfurt a.M. 2021 345 Seiten, 22 Euro ISBN 978-3-518-29926-5 Rezension von Helmut Kellershohn Über den „Neoliberalismus“ ist bereits viel geschrieben worden. Thomas Biebricher hat mit seiner Habilitationsschrift, die bereits 2018 auf Englisch und nun bei Suhrkamp (2021) auf Deutsch erschienen ist, ein fulminantes Werk hinzugefügt. Der Titel ist auf den ersten Blick insofern missverständlich, als es ihm nicht nur um die ideengeschichtliche Rekonstruktion einer politischen Theorie geht, sondern auch um die Wirkmächtigkeit neoliberaler Ideen im Rahmen realpolitischer Prozesse, konkret im Rahmen der Konstitution und Entwicklung der Europäischen Union. Die Zweiteilung seines Werkes in einen ideengeschichtlichen und realhistorischen (zeitgeschichtlichen) Teil macht dies deutlich. In der Einleitung kommt Biebricher zunächst auf den merkwürdigen Umstand zu sprechen, dass der Begriff „Neoliberalismus“ bzw. die Thematisierung dessen, was unter „Neoliberalismus“…

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