Jobst Paul: Nature vs Nurture

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Jobst Paul Nature vs Nurture. Zu den rassistischen Aporien in Tahar Ben Jelloun’s Papa, was ist ein Fremder?(1998) Überlegungen zur Binarismus-Analyse Im Zentrum des preisgekrönten anti-rassistischen Aufklärungsbuchs Papa, was ist ein Fremder? (1998) des Autors Tahar Ben Jelloun steht die Frage Woher weiß ich, wann eine Äußerung rassistisch ist und wann nicht? Es ist Ben Jelloun’s Tochter Mérièm, die diese Frage in einem langen Gespräch über Rassismus und Stigmatisierung an ihren Vater richtet. Oder genau genommen, die mit dieser Frage den Vater an dessen Vorhaben und Versprechen erinnern möchte, auf diese Frage eine klare, verständliche Antwort zu geben. Als das kleine Werk 1998 (auf Deutsch 1999) erschien, waren die Reaktionen von einer tiefen Anerkennung des Engagements Jelloun’s geprägt und selbstverständlich von seiner Kompetenz als Literat und auch als Betroffener, sich zum Thema zu…

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Normalismus und Antagonismus in der Postmoderne

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Von Jürgen Link. Erschienen in DISS-Journal 36 (2018) Spätestens seit der »Finanzkrise« 2007-2012 streiten zwei zeitdiagnostische Positionen: Zum einen die Vertreter der »Gelassenheit«, die großenteils nicht wissen, dass sie in Heideggers Fußtapfen marschieren. Sie sagen im Grunde: Krisen hat es immer gegeben – in linker Fassung: Der Kapitalismus ist eine ununter­brochene Krise – also sind die aktuellen Krisen nichts Besonderes, sie sind normal. Die rechte Fassung lautet: Naja, die »Finanzkrise« war schon ganz schön heavy, aber die Genies unserer Zentralbanken haben alles normalisiert. Dagegen stehen die Normalismusskeptiker, wie man sie nennen könnte. Sie diagnos­tizieren eine Schlag auf Schlag eskalierende Kette von Krisen mit den aktuellen Höhepunkten der sog. »Flüchtlingskrise«, der »Populismuskrise« und einer politischen Hegemoniekrise, als deren deutlichstes Symptom sie die inzwischen präkollaptive Lage der SPD und der globalen Sozialdemokratie überhaupt betrachten. Sie…

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Terrorismus und Gehorsam

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Eine Rezension von Jobst Paul. ((Ich stütze mich auf die H-Net-Rezension von Mohammed M. Hafez (Naval Postgra­duate School) unter https://www.h-net. org/reviews/showrev.php?id=50115.)) Erschienen in DISS-Journal 36 (2018) Bereits im Jahr 2004 legte der Psychiater und frühere CIA-Beamte Marc Sageman – damals zu Al-Qaeda ((Marc Sageman: Understanding Terror Net­works. Philadelphia: University of Pennsylva­nia Press 2004.)) – eine Studie zum Phänomen des Terrorismus vor, wobei er spekulative Erklärungsansätze durch ver­gleichende empirische Analysen größe­rer Fallzahlen ersetzte. In seinem neuen Werk Turning to Political Violence: The Emergence of Terrorism weitet Sageman diese quantitativ-vergleichende Methodik aus, um zwei Fragen im Zusammenhang zu beantworten: Wie entsteht Terroris­mus? Und: Wie entstehen Terroristen? Dazu zieht Sageman einerseits die weit zurückreichende Geschichte und vie­le unterschiedliche geografische Schau­plätze heran, andererseits aber auch Tagebücher, Memoiren und Berichte, um die Perspektive der Täter zu rekonstru­ieren. Damit…

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Moralische Verletzung als moralische Macht

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Eine Rezension von Jobst Paul. ((Ich stütze mich auf die H-Net-Rezension des Werks von Titus Firmin (University of New Orleans) unter https://www.h-net. org/reviews/showrev.php?id=51172.)) Erschienen in DISS_Journal 36 (2018) Mit ihrem Werk Moral „Injury and Nonviolent Resistance: Breaking the Cycle of Violence in the Military and Behind Bars“ legen Alice and Staughton Lynd weniger eine Summe ihres lebenslangen Engagements vor. Eher beschreiben sie eine einzelne Indikation, die ihnen während ihrer Arbeit für soziale und Bürgerrechte, in der Antikriegs- und Verweige­rerbewegung, in der Gefängnisreform- und Arbeiterbewegung immer wieder als zentrales Phänomen begegnet ist. Auch unter Rückgriff auf die klinische, aber auch philosophische und theologische Fachliteratur bezeichnen sie dieses Phänomen als ‚moral injury‘. Gemeint sind die psychischen Folgen, die Menschen erleiden, wenn sie etwas ge­tan, beobachtet oder nicht verhindert ha­ben, was ihre tiefsten Moralvorstellungen verletzte und…

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Der NS – ein Kulturbruch?

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Eine weiterhin bange Frage Eine Rezension von Jobst Paul. ((ch stütze mich auf die Rezension von Jennifer Gramer (University of Wisconsin-Madison), vgl. https://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=51656.)) Erschienen in DISS-Journal 36 (2018) Zwischen 1938 und 1941 wurde die Wanderausstellung Entartete Kunst, die in den ersten sechs Monaten bereits eine Million Besucher auf sich zog, von München aus in 12 anderen Städten gezeigt. Doch muss der NS-Kunst- und Kulturpolitik klar gewesen sein, dass diese Demonstration der Herabsetzung von ‚Nicht-Kunst‘ nicht funktionieren konnte ohne eine gleichzeitige Demonstration dessen, was künftig als hohe NS-Kunst zu gelten habe. Dazu diente eine Parallelausstellung im Haus der Deutschen Kunst, in der 1938 900 von der NS-Kunstpolitik als ‚neue deutsche Kunst‘ apostrophierte Exponate gezeigt wurden. DamErstellenit etablierte die NS-Propaganda eine weitgehend bis heute etablierte Trennung, die es dem deutschen Kulturverständnis nach 1945 ermöglichte, nun…

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Wie funktioniert das Soziale?

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Eine Einführung in die Sozialphilosophie von Rahel Jaeggi und Robin Celikates Eine Rezension von Wolfgang Kastrup. Erschienen in DISS-Journal 36 (2018) „Was ist Sozialphilosophie?“ Dies ist die Einstiegsfrage der beiden Autor*innen Rahel Jaeggi, Professorin für Praktische Philosophie und Sozialphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin, und Robin Celikates, Associate Professor für Politische Philosophie an der Universität von Amsterdam. Gegenstand der Sozialphilosophie sei „das Soziale“ – es geht also um „soziale Praktiken, Institutionen und Beziehungen“ mit ihren spezifischen Problemlagen. Dieser Gegenstand sei „als konstitutive Bedingung von Individualität und Freiheit zu verstehen.“ (11) Die Sozialphilosophie erhebe einen Deutungsanspruch auf das gesellschaftliche Ganze. Die Herangehensweise sei „zugleich beschreibend und bewertend“. (12) Gründungsväter dieser Wissenschaftsdisziplin seien Jean-Jacques Rousseau, der „als Erster eine systematische Analyse der Fehlentwicklungen der modernen Gesellschaft vorgelegt“ habe, ferner Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Karl…

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Biografie und Werkentwicklung

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Michael Heinrichs erster Band seiner Karl-Marx-Biografie Eine Rezension von Wolfgang Kastrup. Erschienen in DISS-Journal 36 (2018) Der erste Band dieser über drei Bände angelegten Biographie und Werkentwicklung über Karl Marx von Michael Heinrich ist im Frühjahr dieses Jahres erschienen. Heinrich, ein profunder Marx-Kenner, ist vor allem durch seine mittlerweile in 14. Auflage erschienene „Kritik der politischen Ökonomie“, durch seine beiden Bände „Wie das Marxsche ‚Kapital‘ lesen?“ und durch sein Werk „Die Wissenschaft vom Wert“ (7.Aufl.) bekannt geworden. Der vorliegende erste Band der Biografie behandelt den Zeitraum von 1818 bis 1841, also von der Geburt bis zu Marx‘ Promotion an der Universität in Jena - ein Zeitabschnitt der Kindheit und der Schulzeit in Trier und des Studiums in Bonn und Berlin. Diese ganz frühe Phase in seinem Leben ist bisher nur wenig beachtet worden,…

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Eliten gefährden Demokratie

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„Die Abgehobenen“ – ein neues Buch des Elitenforschers Michael Hartmann Eine Rezension von Wolfgang Kastrup. Erschienen in DISS-Journal 36 (2018) „Die Eliten sind in ihrer großen Mehrheit inzwischen so weit von der breiten Bevölkerung entfernt, dass sie zunehmend Schwierigkeiten haben, deren Probleme zu erkennen und die Folgen ihrer Entscheidungen für die Bevölkerung zu verstehen“: Dies ist keine Eliten­kritik, wie sie neuerdings besonders von rechten Parteien und Bewegungen erfolgt, um sich selbst als das wahre Volk darzustellen. Vielmehr analysiert hier Michael Hartmann, renommierter empirischer Soziologe und bis 2014 Professor an der Technischen Uni­versität Darmstadt, sehr genau und anhand vieler Beispiele aus Deutschland, den USA, Großbritannien und Frankreich, inwieweit die Eliten aus Wirtschaft, Politik, Justiz, Verwal­tung und Medien in ihrer großen Mehrheit immer mehr zu einer geschlossenen Gruppe werden und so die Demokratie gefährden. Der…

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Zur Bekämpfung des Antiziganismus heute

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Bericht über eine Veranstaltungsreihe des DISS-Arbeitskreises Antiziganismus (Teil 2) Von Stefan Vennmann. Erschienen in DISS-Journal 36 (2018)  In den im April bis Juni 2018 stattgefundenen Vorträgen wurde zu­nächst der Schwerpunkt auf die Genese des Antiziganismus aus der Perspektive verschiedener sozial- und geisteswissenschaftlicher Dis­ziplinen gelegt. In der zweiten Hälfte der Vortragsreihe lag der Fokus auf der Analyse der politischen Praxis. Dabei wurde insbesondere die Situation in Duisburg betrachtet. Joachim Krauß, Arbeitsgruppenleiter Migration bei der AWO Integration in Duisburg, stellte direkt zu Beginn sei­nes Vortrags die Brisanz des Themas in Duisburg heraus. Er verwies darauf, dass auch städtische Vertreter*innen sich in „irgendeiner Form angesprochen fühlen müssen“ und im konkreten Bezug auf städtische Politiken und soziale Missstän­de nicht geschont werden könnten. Krauß problematisierte ein Positions­papier des Deutschen Städtetages aus dem Jahr 2012, in dem vermeintliche ‚Armutszuwanderung‘…

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