Zeitschriftenporträt „CATO“

Ein „Magazin für neue Sachlichkeit“ im „heilsgeschichtlichen Kampf“? Von Andrea Becker und Lana Knappe Seit Karl-Heinz Weißmanns Austritt aus der Redaktion der Sezession und seinem Abgang als wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Staatspolitik im April 2014 war es nur eine Frage der Zeit, bis ein neues Zeitschriftenprojekt auf den Markt kam (vgl. Kellershohn 2017, S. 3). Gemeinsam mit Dieter Stein und Andreas Lombard gründete Weißmann im Herbst 2017 die Zeitschrift CATO – Magazin für neue Sachlichkeit. Hierbei handele es sich laut Lombards Aussage in einem Interview zur Erstausgabe um ein konservatives Blatt abseits des Mainstreams mit einer zugleich „politischen und metapolitischen Ausrichtung“, wobei die metapolitische Komponente von größerem Interesse sei (vgl. Lombard und Schwarz 2017). Der Hauptgesellschafter des neuen Projekts, Dieter Stein, schwärmte, dass das Blatt die „Sehnsucht nach tiefgründiger, geistreicher Analyse und…

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Wiedergelesen: Ein Gründungstext des Ordoliberalismus

Alexander Rüstow über den „neuen Liberalismus“ 1932 Von Helmut Kellershohn Vorbemerkung: Karlheinz Weißmann, seines Zeichen Chefideologe der Jungen Freiheit, veröffentlicht 2020 im JF-Verlag eine Broschüre „Wer ist rechts. Versuch einer Typologie“, in der er drei Typen des Rechts-Seins vorstellt. Der „Populare“ verkörpert das Völkisch-Identitäre, der „Archiker“ das bonapartistische Element. Der „Verist“ dagegen plädiert für Autorität, Ordnung und Freiheit. Man kann davon ausgehen, dass Weißmann mit dieser Typologie Facetten des Rechts-Seins umschreibt, die durchaus zusammengehören. Seine Sympathie gehört freilich dem Veristen, der über das rechte Sensorium für die Gestaltung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft verfügt. Im Veristen vereinen sich jungkonservativer Etatismus und neo- bzw. ordoliberales Denken über das Verhältnis von Staat und Wirtschaft. Es verwundert daher nicht, wenn Weißmann sich an entscheidender Stelle auf Alexander Rüstow bezieht,1 der aber in einem Atemzug mit Carl…

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Was haben Spaziergänge mit Vigilantismus zu tun?

Ein Blick auf die Entwicklung einer rechten Bürgerwehr und deren Wahrnehmung in Medien und Politik Von Margarete Jäger und Iris Tonks   Was ein Spaziergang ist, wissen alle – denkt man. Doch wie fast jeder Begriff kann auch dieses so harmlos wirkende Wort mit einer anderen Bedeutung gefüllt werden, die dann weniger harmlos ist. In jüngerer Zeit treten in Deutschland in einigen Städten sogenannte Bürgerwehren in die Öffentlichkeit, die ihre Aktionen gerne als „Spaziergänge“ bezeichnen. Innerhalb der Sozialwissenschaften werden solche Vorgänge als „Vigilantismus“ bezeichnet. Im öffentlichen Diskurs spricht man eher von „Bürgerwehren“, und versteht darunter Bürgerinnen und Bürger, die sich vom Staat und seinen Institutionen nicht adäquat vertreten fühlen und deshalb das Recht selbst in die Hand nehmen (wollen). Das Auftreten solcher Bürgerwehren trägt zu einer massiven Aufheizung des gesellschaftlichen Klimas bei. Vor…

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Die ›Ukraine-Krise‹ und ihre tendenzielle Dynamik

Punkte für eine struktural-funktionale Analyse Von Jürgen Link Ende Februar 2022 Vorbemerkung Der folgende Text wurde direkt im Anschluss an die erste Putinrede vom 21.2.2022 und vor der Großoffensive vom 24. verfasst. Ich hatte mit dieser Großoffensive nicht gerechnet und allenfalls die Besetzung des gesamten Donbass als eines ›Cordon sanitaire‹ gegen eine erwartbare ukrainische Offensive zur Rückeroberung der ›Volksrepubliken‹ und der Krim erwartet. Ich lasse den Text, der teilweise unvollständig ist, unverändert stehen, weil die Großeskalation von russischer Seite nichts an der Analyse ändert, lediglich die beschriebene Eskalationsdynamik gleich auf eine sehr viel höhere Stufe gehoben hat. Ich füge am Schluss dazu einige Aktualisierungen, ebenfalls in Klammern, hinzu. * »Ein großer Krieg, und die gesamten Klimaziele, die wir haben, können Sie alle einstampfen.« Wolfgang Ischinger (WAZ 3.12.2019) Die folgenden Punkte versuchen, die wichtigsten…

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Die extreme Rechte im Russland-Ukraine-Krieg

Von Lucius Teidelbaum Die russische Invasion in die Ukraine hat die extreme Rechte in Europa und Deutschland überrascht. In Deutschland war bis zum Kriegsbeginn der größte Teil der extremen Rechten eher Pro-Putin-Russland ausgerichtet. Das hatte unterschiedliche Gründe: Ihre antiwestliche Haltung und eine Bewunderung für den Autokraten Putin, der als Vertreter ultrakonservativer Werte gilt. Tatsächlich hat er ja z.B. Gesetze gegen „homosexuelle Propaganda“ erlassen. Im Interview mit dem neonazistischen FSN-TV am 3. März 2022 nannte der NPD-Vorsitzende Frank Franz Russland ein „autoritäres Bollwerk gegen den dekadenten Westen“. Aus dem Kreml und seinem Oligarchen-Umfeld gab es immer wieder Geld (z.B. die Kredite für den „Front National“ in Frankreich, 2014) und Anerkennung für die extreme Rechte aus anderen Ländern. AfD-Abgeordnete traten auf der Krim, in den Donbass-Separatisten-Gebieten oder in Russland selbst als „Wahlbeobachter“ auf oder wurden…

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Belarus: Widerstand gegen den russischen Angriffskrieg

Von Guido Arnold Das Regime von Alexander Lukaschenko hat sich seit Februar zum Komplizen der russischen Aggression gegen die Ukraine gemacht und sein Territorium als Aufmarschgebiet für die Invasion zur Verfügung gestellt. Das belarussische Militär selbst ist jedoch (noch) nicht direkt in aktive Kampfhandlungen eingestiegen. Die wichtigste Kriegsabschreckung – eine nahezu völlige Ablehnung der belarussischen Gesellschaft gegenüber einer Beteiligung am Krieg. Die prägnanteste Form der weißrussischen Antikriegsbewegung sind massive Widerstandsaktionen gegen das Eisenbahnnetz des Landes. Als Reaktion auf die russische Invasion in der Ukraine schwappte eine Welle der Sabotage über das Land: Kriegsgegnerinnen versuchten, die Eisenbahnen unbrauchbar zu machen, um zu verhindern, dass russisches Militärgerät durch belarussisches Gebiet fährt. Nach Angaben des belarussischen Innenministeriums wurden bereits 80 Sabotageakte verübt. Unabhängige Medien bezeichneten diese Kampagne als neuen „Eisenbahnkrieg“ – die Bezeichnung für belarussische Partisanenangriffe…

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DISS-Journal Sonderheft 5

      Das Sonderheft 5 des DISS-Journals ist erschienen und kostenlos als PDF abrufbar. Sonderheft für eine andere Zeitenwende Gemeinsame Diskursintervention der Zeitschrift kultuRRevolution und des DISS-Journals http://www.diss-duisburg.de/download/dissjournal-dl/DISS-Journal-Sonderausgabe-5.pdf

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Peter Thiel – ein einflussreicher ›Außenseiter‹

Vom rechts-libertären Tech-Investor zum nationalistischen Polit-Influencer Von Guido Arnold Dieser Beitrag skizziert die beträchtliche Einflusssphäre und politische Ideenwelt des US-amerikanischen Tech-Investment-Stars Peter Thiel. Ein selbsternannter »Tech-Disruptor«, der eine unkonventionelle Transformation vom rechts-libertären Financier zum politisch entfesselten Neoreaktionär erkennen lässt. Um seine politische Ausrichtung zu erfassen, gilt es, ein komplexes und in Teilen widersprüchliches Knäuel aus solutionistischer Meritokratie, rechts-libertären, antistaatlichen und nationalistischen Weltsichten zu entwirren. Ein Geflecht, welches durchaus Ausblick auf ein New Normal rechter, erodierter Gerechtigkeitsvorstellungen bieten kann und eine besorgniserregende Anschlussfähigkeit einer Rechtsaußen-Ideologie an die liberale Meritokratie einer modernen Start-Up-Gesellschaft dokumentiert: Die erfolgreichsten Ideenträger und ›Macher‹, sollen ungebremst gesellschaftlich gestalten – zugunsten einer rechts-intellektuellen Elite, die sich für einen Kulturkampf gegen eine progressiv-liberale Demokratie wappnet. Dazu ist ein kurzer Exkurs zu den von Thiel mitinitiierten ›Privatstädten‹ hilfreich. Sie beschreiben exemplarisch die unternehmerisch-libertäre…

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DISS-Journal 43

Die Ausgabe 43 unserer Institutszeitschrift DISS-Journal ist erschienen und kann kostenlos als PDF-Datei abgerufen werden unter: http://www.diss-duisburg.de/download/dissjournal-dl/DISS-Journal-43-2022.pdf Nähere Informationen finden Sie auf unserem DISSkursiv Blog.

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